"Steter Tropfen höhlt den Stein!". Das gilt für viele Bereiche des (Berufs-) Lebens und trifft auch auf die Erlebnispädagogik zu. Wie eine Grundschulklasse zum Team wird, lest Ihr in diesem Beitrag. 

 

Marcus Weber war komplett von den Socken als er nach vier Jahren steter Übung mit einer Grundschul-Klasse ein Team vor sich hatte, dass jede noch so knifflige Aufgabe gemeinsam clever gelöst bekam. Jeder einzelne wusste um die Stärken und Schwächen des anderen. Die Kinder unterstützten sich gegenseitig, bauten sich auf oder feuerten sich an. In einer Offenen Ganztagsschule betreute Marcus Weber eine Klasse ab dem ersten Schuljahr in wöchentlichen Projektstunden, die sich der Team- und Kooperationsförderung widmeten. Was dabei heraus kam, war faszinierend.

 

Der eine oder die andere kennt es vermutlich: Wenn Zweiergruppen gebildet werden sollen, möchten die Kinder ausschließlich mit ihrem besten Freund oder ihrer besten Freundin ein Paar bilden. Schnell kommt es zu Unstimmigkeiten: „Mit dem mag ich nicht, der ist doof.“ Kinder sind da erbarmungslos. In einer Klasse, wie die von Marcus Weber, die regelmäßig auf Teamfähigkeit, Unterstützung und Vertrauen geschult wurde, gab es so etwas nicht. Selbst Körperkontakt, egal mit wem, war kein Problem. Nach drei Jahren wöchentlicher Übungen, war der Zusammenhalt in solch einer Klasse unglaublich stark! „Hier kam jedes Kind mit jedem Klassenkameraden zurecht".

 

Wie sehr sich die Arbeit bezahlt gemacht hatte, zeigte sich als die Klasse einen Mitschüler verabschiedete, dessen Familie ins Ausland umzog. „Die Klasse trauerte gemeinsam um den Verlust und den leeren Platz, den dieser Mitschüler hinterlassen würde. Gleichzeitig bauten sich diese Kinder gegenseitig auf und machten sich Mut für das letzte noch verbleibende gemeinsame Jahr“, berichtet Marcus Weber in seinem Buch „Erlebnispädagogik in der Grundschule“. Wer sich für das Buch interessiert findet unter diesem Link weitere Infos: https://www.amazon.de/dp/3497028630/ref=cm_sw_em_r_mt_dp_U_9Kx0Cb1GYMVXJ 

Durch regelmäßige erlebnispädagogische Aktionen entsteht ein Wir-Gefühl, das von Zusammenhalt, Wertschätzung und Vertrauen geprägt ist. Schule sei in solchen Klassen nicht mehr nur ein Lernort, so Marcus Weber. Vielmehr wird sie zum Erlebnis, und die Klasse wird zum geschützten Raum, in dem man sich zum Wohl aller einbringen oder auch einmal fallen lassen kann. 

 

Erlebnispädagogik im Schulalltag

Marcus Weber sieht für erlebnispädagogische Angebote im vormittäglichen Lehrplan Platz im Sachunterricht. Bereits ein monatlich stattfindendes Angebot könne nachhaltig Wirkung zeigen. Wichtig sei es jedoch, so Marcus Weber, dass es ein regelmäßiges Angebot ist! Außerhalb des Schulalltags bieten Projektwochen und Klassenfahrten umfangreiche Möglichkeiten, – auch Klassen übergreifend – spielerisch Angebote durchzuführen. Eine besonderes Potential bringt hier jedoch der Ganztag mit sich, da sich am Nachmittag ausreichend Möglichkeiten finden lassen.

 

Worauf es ankommt

Das sind Marcus Webers wichtigste Regeln für einen gelingenden Schulalltag und den nötigen Teamgeist:

  • Niemand wird beschuldigt für etwas "Schuld" zu sein.
  • Wir beleidigen uns nicht.
  • Jeder bringt sich mit seinen individuellen Stärken ein und wird von der Klasse/Gruppe so akzeptiert wie er ist.
  • Zum Wohl der Gruppe muss man sich auch einmal zurückhalten.
  • Misslingt eine Aktion, so versuchen wir es noch einmal.

Der wichtigste Tipp von allen aber lautet, den Kindern nur fünf zentrale Regeln an die Hand zu geben, an die sie sich ausnahmslos halten sollen – nicht mehr, sonst schaffen die vielen Regeln mehr Verwirrung als Klarheit.

 

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